Habilitationen und Promotionen
Ansel Adams, Taken at Dusk or Dawn from Various Angles During Eruption, Old Faithful Geyser, Yellowstone National Park, Wyoming (National Archives and Records Administration, Washington, D.C.)
Übersicht
- Prof. Dr. phil. Eva Boesenberg
Habilitation über "Geld und Geschlecht im amerikanischen Roman" - Dr. Axel Schäfer
Habilitation zum Thema „The Cold War State, Religion, and the Resurgence of Evangelicalism in the United States, 1942–1990“ - Dr. phil. Birgit Plietzsch
Promotion über die Romane von Thomas Hardy als Spiegel des sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Wandels im 19. Jahrhundert - Dipl.-Angl. Anke Hildebrandt-Mirtschink
Disserationsprojekt zum Thema "Kooperatives Experiment: Die Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien 1951−2005" - Anton Hieke M.A.
Dissertation zum Thema "The German Jewish Immigrants of Reconstruction Georgia and the Carolinas" - Dipl.-Angl. Carsten Hummel
Dissertationsprojekt zur Entwicklung der European Association for American Studies - Claudia Ulbrich M.A.
Disserationsprojekt zum Thema "Indigenous-German Relations in Pennsylvania and Georgia”
Prof. Dr. phil. Eva Boesenberg
Habilitation über "Geld und Geschlecht im amerikanischen Roman"
Geld und Geschlecht sind seit Beginn der U.S.-amerikanischen Romantradition zwei ihrer zentralen Themen; die Zusammenhänge zwischen ihnen wurden allerdings bisher in der Literaturwissenschaft kaum thematisiert. Die Untersuchung der Wechselbeziehungen zwischen ökonomischen Fragen und Geschlechterbildern im amerikanischen Roman seit den 1850er Jahren soll dazu beitragen, einen Teil dieser Forschungslücke zu schließen.
Da Geld wie Geschlecht als zentrale gesellschaftliche Institutionen dauerndem Wandel unterliegen, beschäftigt sich ein Kapitel der Habilitation mit der historischen Entwicklung des Finanzsystems sowie der Geschlechterrollen seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Ein zweiter Teil widmet sich der Rolle des Geldes in der amerikanischen (populären) Kultur. Die folgenden literaturwissenschaftlichen Kapitel analysieren jeweils die Darstellung männlicher wie weiblicher Identität im Zusammenhang mit finanziellen Mitteln bzw. ökonomischer Verfügungsgewalt in einer literarischen Periode. Pro Kapitel untersuche ich sechs bis acht Romane, wobei jeweils die Hälfte von Autoren und Autorinnen stamm und die Auswahl der Texte die ethnische Diversität der USA soweit wie mögich berücksichtigt. Inhaltlich konzentrieren sich die Romaninterpretationen auf vier verschiedene Themen: Geld als Mittel der Machtausübung und Indikator von Männlichkeit; die Repräsentation männlichen Erfolgs durch die Frau; das Spannungsverhältnis zwischen Weiblichkeit und Besitz bzw. der soziale Gebrauch von Geld durch Frauen; Erzähltechnik und die diskursive Verortung des Geldes im jeweiligen Text.
Ausgehend von der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts herrschenden Ideologie der "separate spheres", nach Geschlechtern getrennten sozialen und geographischen Räumen, in der Geld eindeutig und ausschließlich der männlichen Lebenswelt zugeordnet wurde, findet im Verlauf des späteren neunzehnten Jahrunderts, besonders dann aber des zwanzigsten Jahrhunderts, eine zunehmende Differenzierung der Beziehungen zwischen Geld und Geschlecht statt, die z. T. gesamtgesellschaftliche Veränderungen widerspiegelt. Dennoch zeigen tradierte geschlechtsspezifische Verhaltensmuster in Bezug auf Geld und entsprechende Stereotypen auch in der Romanliteratur großes Beharrungsvermögen.
Trotz der durch Geschlecht, Ethnizität und Klasse des Schriftstellers bzw. der Schriftstellerin bedingten Unterschiede in der Darstellung lassen sich in der Regel inhaltliche Schwerpunkte bei der Thematisierung von Geld und Geschlecht in den Romanen einer Periode feststellen. So hinterfragen Romane der 1850er Jahre den Umgang mit Geld, wie ihn die Ideologie der "separate spheres" vorschreibt, z.B. auf dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit der Institution der Sklaverei; im realistischen Roman steht das Bild des "self-made man" sowie die repräsentative Rolle der Frau im Vordergrund; der Naturalismus beleuchtet erotisches Begehren und Geldgier als verwandte "primitive" Emotionen; der poststrukturalistische Roman beschreibt Geld als reines Zeichensystem, usw.
Bis in die Gegenwartsliteratur hinein aber bleibt Geld ein Medium, dessen psychologische und gesellschaftliche Bedeutung geschlechtsspezifisch kodiert ist und dem durch seine enge Verzahnung mit Sexualität und Geschlechteridentität im Verhältnis der Geschlechter besondere Brisanz zukommt. Zunehmend abstrakt und nicht länger an eine bestimmte stoffliche Form gebunden, erweist es sich dennoch keineswegs als neutrale Instanz, sondern fungiert sowohl als Instrument hegemonialer Geschlechterideologien wie vermehrt auch als Mittel dazu, diese in Frage zu stellen.
Dr. Axel Schäfer
Habilitation zum Thema „The Cold War State, Religion, and the Resurgence of Evangelicalism in the United States, 1942–1990“
Gegenstand dieser Arbeit ist der bisher in der Forschung kaum untersuchte Zusammenhang zwischen der politischen Mobilisierung evangelikaler Protestanten und der Ausweitung bundesstaatlicher Förderprogramme für religiöse Organisationen in der Sozial- und Außenpolitik der USA seit dem Zweiten Weltkrieg. Beobachter der amerikanischen Politik deuten die sogenannte "faith-based initiative" der George W. Bush-Regierung, die eine staatliche Mitfinanzierung religiöser Sozialeinrichtungen zum Ziel hat, oft als einen innovativen Versuch konservativer Kreise, die traditionelle Trennung von Kirche und Staat in den USA zu unterminieren. Beim näheren Hinsehen zeigt sich jedoch, dass staatliche Gelder bereits seit dem Zweiten Weltkrieg in großem Umfang zum Aufbau religiöser Krankenhäuser, Universitäten, internationaler Hilfsorganisationen und sozialer Dienste beigetragen haben. Im Zuge der massiven Ausweitung bundesstaatlicher Kompetenzen nach dem Krieg, die steigende Staatsausgaben mit der subsidiaristischen Einbindung des privaten und karitativen Sektors verband, wurden kirchliche Einrichtungen zunehmend zum Empfänger von öffentlichen Fördermitteln.
Anhand einer Untersuchung dieser bundesstaatlichen Mitfinanzierung analysiert die vorliegende Arbeit den Wandel der Beziehungen zwischen Staat und konservativen Protestanten in den USA und deren Bedeutung für die politische Mobilisie-rung des evangelikalen Spektrums in den vergangenen drei Jahrzehnten. Auf der Grundlage erst kürzlich zugänglich gemachter Quellen revidiert oder ergänzt sie wesentliche wissenschaftliche Interpretationen der Staatsbildung während des Kalten Krieges, der Beziehungen zwischen Kirche und Staat, des Wiedererstarkens des Evangelikalismus und seiner konservativen politischen Mobilisierung. Die Arbeit führt Forschungsergebnisse aus der Politik- und Ideengeschichte, der Theorie der sozialen Bewegungen und der Religionssoziologie, und der Geschichte der Beziehungen zwischen Kirche und Staat zusammen. Sie schlußfolgert, dass das sich unter der Ägide des Kalten Krieges wandelnde Verhältnis der Evangelikalen zum Staat eine wesentliche Rolle in der organisatorischen Stärkung, gesellschaftlichen Resonanz und politischen Mobilisierung der Bewegung spielte. Verstärktes soziales Engagement in Verbindung mit der Inanspruchnahme staatlicher Fördermittel ermöglichte es einer bislang politisch marginalisierten religiösen Gruppierung, neue innere Kohärenz und politischen Aktionsradius zu gewinnen. Traditionelle Distanz und Skepsis dem Staat gegenüber machten dem Versuch Platz, Einfluß innerhalb einer sich etablierenden Verwaltungsbürokratie durch Besetzung mit geschultem Personal aus den eigenen Reihen zu gewinnen. Zugleich spielten die inner-kirchlichen Debatten über staatliche Zuschüsse für evangelikale Sozial-, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen eine wichtige Rolle in der sich herausbildenden Dominanz der Neuen Christlichen Rechten in der Bewegung. Abschließend zeigt die Studie, dass diese Entwicklungen nicht nur die etablierte Trennung von Kirche und Staat in den USA in Frage stellen, sondern auch die oft konstatierte Ablehnung des big government durch die Evangelikalen. Stattdessen betont die Arbeit, dass im Staatsdenken der Evangelikalen zwar eine anti-etatistische Rhetorik vorherrschte, ihre Einbindung in die Strukturen des liberalen Verwaltungsstaates gleichzeitig aber zu dessen Festigung beitrug.
Dr. phil. Birgit Plietzsch
Promotion über die Romane von Thomas Hardy als Spiegel des sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Wandels im 19. Jahrhundert
In ihrer Dissertation hat sich Birgit Plietzsch mit den Romanen von Thomas Hardy beschäftigt. Sie analysiert, wie Hardy sozio-ökonomischen Wandel präsentiert und ob seine Werke als ein Produkt des sozialen Wandels im England des neunzehnten Jahrhunderts betrachtet werden können. In ihre thematische Betrachtung bezieht Frau Plietzsch alle Romane Hardys ein. Diese Herangehensweise ermöglicht die Eingliederung der als Wessex-Romane bekannt gewordenen Werke sowohl in den regionalen als auch in den nationalen Kontext des viktorianischen England. Da Hardy seine Romane über einen Zeitraum von mehr als drei Jahrzehnten schrieb, erlaubt die integrative Betrachtungsweise gleichzeitig eine Diskussion der Umwandlungen als gesellschaftliche Prozesse. Ein Ziel der Studie ist es, die in der Sekundärliteratur häufig vertretene Meinung, daß Hardy in seinen Romanen das ländliche Leben in Dorset widerspiegelt, auszuweiten und zu zeigen, wie die Romane in den gesamtgesellschaftlichen Kontext Dorsets und Englands einzuordnen sind.
Frau Plietzsch arbeitete u.a. mit elektronischen Konkordanzen der Wessex-Romane, die sie in die Lage versetzten, alle Erscheinungen derjenigen Begriffe oder Wortgruppen zu finden, die auf gesellschaftlichen Wandel schließen lassen. Das Promotionsvorhaben gliedert sich in folgende Kapitel: (1) Hardys fiktionale Darstellung ökonomischen Wandels, (2) Hardys fiktionale Darstellung sozialen Wandels, (3) Hardys fiktionale Verwendung von Dialekt als stilistischem Mittel, durch das sozialer Wandel zum Ausdruck kommt, und (4) Hardys Romane im Kontext sozialen Wandels in der viktorianischen Gesellschaft.
Plietzsch, Birgit. The Novels of Thomas Hardy as a Product of Nineteenth-Century Social, Economic, and Cultural Change (Berlin: Tenea-Verlag, 2004), XII, 280 S. Zugl.: Phil. Diss. Halle-Wittenberg, 2003. ISBN: 3-86504-045-4. EUR 30,00.
Dipl.-Angl. Anke Hildebrandt-Mirtschink
Disserationsprojekt zum Thema "Kooperatives Experiment: Die Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien 1951−2005"
In den Vereinigten Staaten wurden die American Studies als interdisziplinäres kulturwissenschaftliches Fach um 1940 begründet. Mit der Einrichtung von Professuren für amerikanische Literatur an fast allen westdeutschen Universitäten Ende der fünfziger/Anfang der sechziger Jahre fand der American Studies-Ansatz in der Bundesrepublik Verbreitung. Noch immer wird allerdings kontrovers diskutiert, ob die Amerikastudien/American Studies als eigenständiges wissenschaftliches Fach anzusehen sind und ob Interdisziplinarität oder Multidisziplinarität angestrebt werden soll. Weder die Rezeption des American Studies-Konzepts in Deutschland und die Entwicklung eigenständiger deutscher Forschungsstrategien noch die Wirkung der DGfA über ihre Publikationen und Tagungen sowie über institutionell vernetzte einzelne Mitglieder wurden bislang zusammenhängend untersucht. Ziel des Promotionsvorhabens ist es, diese Forschungslücke zu schließen.
Die Arbeit ist in folgende Schwerpunkte gegliedert: 1) Theoretische Grundlagen der Amerikastudien und Gründung der DGfA, 2) Umsetzung verschiedener Konzepte an ausgewählten Hochschulen (u.a. FU Berlin, München, Frankfurt) 3) Aufgaben und Projekte der DGfA, 4) Organisation und Arbeitsweise der Gesellschaft, 5) Thematische Hauptgehalte der deutschen Amerikastudien.
Die wichtigsten Quellen Frau Hildebrandts sind das Archiv der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien, welches an der Universität Mainz verwaltet wird sowie die Publikationen der Gesellschaft (Zeitschrift Amerikastudien/American Studies, Mitteilungsblatt der DGfA). Da es sich um ein Thema der neueren Geschichte handelt, wird Frau Hildebrandt ebenfalls die Gelegenheit nutzen, Zeitzeugen zu befragen und deren Erinnerungen in die Arbeit einfließen zu lassen.
Anton Hieke M.A.
Dissertation zum Thema "The German Jewish Immigrants of Reconstruction Georgia and the Carolinas"
Die Masseneinwanderung von zwei bis drei Millionen Juden mit jiddischer Muttersprache nach 1880 lassen New York in der Betrachtung der jüdischen Geschichte der USA als hauptsächlichen Referenzpunkt erscheinen. Die jüdische amerikanische Geschichte ist jedoch weitaus vielseitiger und vielschichtiger. So waren um 1820 unter den sechs bedeutendsten Zentren des jüdischen amerikanischen Lebens die im Süden der USA gelegenen Städte Richmond, Charleston und Savannah zu finden, wobei Charleston noch vor New York die größte jüdische Gemeinde besaß. Juden stellten in den stark christlich geprägten Südstaaten der USA eine kleine Minderheit dar, die jedoch eine eigenständige, von der Kultur des Südens beeinflußte lokale Kultur und Identität besaß.
In der Betrachtung der jüdischen Geschichte der Südstaaten stehen die Antebellumzeit und der Bürgerkrieg (1861–1865) im Vordergrund. Die Betrachtung der auf den Krieg folgenden sog. Reconstruction (1863/65–1877) im Hinblick auf ihre Auswirkung auf die jüdischen Südstaatler blieb hingegen lange ein Forschungsdesiderat. Der Übergang vom Alten zum Neuen Süden ist jedoch für die Geschichte der USA und der jüdischen Einwohner der Region von besonderer Bedeutung: Die auf Rassentrennung und schwarzer Sklaverei basierende Sozialstruktur des Alten Südens bevorzugte die weißen, wirtschaftlich aktiven jüdischen Einwanderer, während der nativistische Norden ihnen weniger Teilhabe an der Gesellschaft bot. Juden akkulturierten sich daher im Süden bis hin zur Assimilation und wurden als Südstaatler uneingeschränkt anerkannt. Die Grundlage dieser Anerkennung, der politisch gestützte weiße Rassismus, brach jedoch nach der Niederlage der Konföderation im Bürgerkrieg zusammen. Juden standen nun einem christlich-protestantisch motivierten Erinnerungsmythos gegenüber, der “Religion of the Lost Cause”, welcher das Potential besaß, sie aus der kollektiven Identität des (weißen) Südens zu verdrängen.
Insbesondere die aus Deutschland stammenden jüdischen Einwanderer der späten 1850er und frühen 1860er Jahre stehen im Mittelpunkt der Untersuchung als letzte Vertreter jüdischen Lebens, wie es vor der jiddisch-osteuropäisch geprägten Masseneinwanderung des ausgehenden 19. Jahrhunderts charakteristisch war. Das Leben dieser Einwanderer im Süden während der Rekonstruktionsära sowie ihr Engagement in den dortigen religiösen und politischen Gemeinden werden anhand von Beispielen aus Georgia, South Carolina und North Carolina beleuchtet. Die Auswertung von Gemeindeverzeichnissen und statistischen Erhebungen der Volkszählungen von 1860, 1870 und 1880 soll helfen, die jüdische Bevölkerung in diesen Staaten zuverlässig zu schätzten. Vermutlich muß dann die von dem Historiker Jacob Rader Marcus für die Zeit um 1880 angegebene Zahl von etwa 5.000 Juden in den drei Staaten nach oben korrigiert werden.
Dipl.-Angl. Carsten Hummel
Dissertationsprojekt zur Entwicklung der European Association for American Studies
Das Dissertationsprojekt untersucht die Geschichte der European Association for American Studies (EAAS) im Kontext politischer und gesellschaftlicher Veränderungen. Seit über fünfzig Jahren steht die EAAS für die europaweite Kommunikation, Vernetzung und Kooperation in der akademischen Beschäftigung mit der Kultur und Gesellschaft der Vereinigten Staaten. Die EAAS repräsentiert heute 20 Mitgliedsorganisationen und Wissenschaftler aus 25 Ländern.
Die Entwicklung der EAAS war und ist eng verbunden mit der Frage zum Selbstverständnis der Amerikastudien in Europa, mit spezifisch europäischen Forschungsansätzen und der Positionierung gegenüber den American Studies in den USA. Das Einbringen einer europäischen – oftmals vergleichenden – Perspektive trug hier zu einer Internationalisierung der American Studies bei. Mit ihren Publikationen, Konferenzen und ihrer programmatischen Ausrichtung hat die EAAS diese Prozesse begleitet und gefördert. Gleichzeitig geht die Geschichte der EAAS einher mit der Etablierung nationaler Organisationen USA-bezogener Forschung. Die European Association for American Studies verstand sich zudem von Beginn an als Organisation für das gesamte Europa und bezog – im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten – auch Wissenschaftler aus Ländern hinter dem Eisernen Vorhang in ihre Arbeit ein.
Die institutionelle und organisatorische Entwicklung der EAAS vollzog sich vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umbrüche und sich wandelnder politischer Konstellationen. Dieses Spannungsfeld wird in der Organisationsgeschichte der EAAS mit ihren Transformationen, Brüchen und Kontinuitäten reflektiert. Bisher fehlt es jedoch an einer umfassenden Darstellung dieser über 50-jährigen Entwicklung der European Association for American Studies. Besondere Schwerpunkte des Dissertationsprojekts sind deshalb die organisatorische und konstitutionelle Entwicklung der EAAS, ihre Arbeitsfelder und thematische Orientierung, ihre Rolle in formellen und informellen Netzwerken, das Nachzeichnen exemplarischer Entwicklungslinien nationaler Organisationen innerhalb der EAAS sowie das Wirken in den Ländern Osteuropas vor und nach 1989. Wichtige Quellen für das Dissertationsprojekt sind das an der Stiftung LEUCOREA in Wittenberg angesiedelte Archiv der European Association for American Studies, die Publikationen der EAAS sowie Interviews mit Zeitzeugen.
Claudia Ulbrich M.A.
Disserationsprojekt zum Thema "Indigenous-German Relations in Pennsylvania and Georgia”
In den letzten drei Jahrzehnten ist das in seinen Grundzügen interdisziplinär angelegte Forschungsfeld der Native American Studies beständig gewachsen und hat neue Impulse in der Beschäftigung mit indigenen Gruppen in ihrer Existenz, ihrem Einfluss und ihrer Rolle vor, während und nach der Kolonisation des nordamerikanischen Kontinents gesetzt.
Wenngleich viele Wissenschaftler/innen die Auswirkungen von Diplomatie und Handelsbeziehungen in der Historiographie des 18. Jahrhunderts neu betrachtet und dargestellt haben (Jennings 1990; Merrell 1999; Richter 2001), verbinden nur wenige die daraus resultierenden Veränderungen mit Grundmustern, die das Alltagsleben in den Grenzgebieten der sich formierenden Vereinigten Staaten von Amerika bestimmten. Auch die Betrachtung von geschlechtsspezifischen, soziokulturellen Einflussfaktoren und wissensbasierten Austauschprozessen innerhalb und zwischen indigenen Gruppen sowie ihre friedlichen oder kriegerischen Interaktionen miteinander und mit europäischen Siedlergemeinschaften unterliegen häufig einem dominanten, und überwiegend einseitigen, Blickwinkel seitens des euroamerikanischem Wissenschaftsdiskurs. Dieser ist nach wie vor geprägt von der Analyse (kolonialer) schriftlicher Zeugnisse und vernachlässigt eine angemessene Behandlung mündlicher oder materieller Elemente indigener Kulturen. Die daraus resultierende Homogenisierung indianischer Gemeinschaften, die Nivellierung markanter Unterschiede in Sprachen, Traditionen, Spiritualität, Sozialstruktur oder auch künstlerischem Schaffen führt zu einer Verzerrung oder Überbetonung einzelner Kategorien wie bspw. Religion und Geschlecht.
Das Dissertationsprojekt stellt in diesem Kontext ein bislang sehr gering erforschtes Gebiet kurz vor und während der Revolutionsperiode der USA entlang der Ostküste in den Mittelpunkt. Durch die Betrachtung der Eigenwahrnehmung indigener Männer und ihre Fremdwahrnehmung durch nicht-indigene Frauen (und Männer) sowie die Analyse von Standpunkten und Ansichten indigener Männer in Bezug auf nicht-indigene Frauen soll hier eine Forschungslücke geschlossen werden, die ggf. eine Neubewertung der Geschlechterverhältnisse sowohl in indigenen als auch europäischen Gemeinschaften und ihre Auseinandersetzung darüber ermöglicht. Unter Einbeziehung der Untersuchung von Strukturen, die sich als formelle und informelle Bildungssysteme charakterisieren lassen (Secret Societies, Sonntagsschulen, Meister-Schüler-Verhältnisse), und nicht selten in der Situation der Siedler maßgeblich durch christlich-abendländische Weltbilder und Missionierungsabsichten geprägt waren, soll versucht werden, einen Raum näher zu kennzeichnen und zu erfassen, der in seiner Komplexität die individuellen Grenzen und Grenzüberschreitungen der agierenden Gruppen im Gebiet des heutigen Pennsylvania und Georgia in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts abbildet.